Page 29 - Flyer Zeitungsredaktion
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Seite 34 ABCDE FREIZEIT AZ/AN · Samstag, 2. März 2019 · Nummer 52
Totes Dorf,
lebendige
Geschichte
Von Walberhof nach Wollseifen und
zurück: Die kurze Eifel-Wanderung mit
Möglichkeit zur Rundtour bietet weite
Ausblicke und interessante Historie
VON GUDRUN KLINKHAMMER Hand liegt eine offeneWiese, die gelegentlich Der Weg nach Wollseifen, auch das „tote Dorf“ genannt, führt von Walberhof aus knapp drei Kilometer über die Dreiborner Hochfläche hinweg.
mit Schafen beweidet oder auch von Men-
D as Ziel ist einmalig: Vom Park- schen mit schwerem Gerät gemäht wird. Er- Die Rundumsicht ist bei schönem Wetter ausgezeichnet. FOTOS: GUDRUN KLINKHAMMER
platz Walberhof, hoch gelegen staunlich, liegt diese Fläche doch mitten im
über der Schlossstadt Schleiden Nationalpark Eifel, in dem das Motto lauten Kapelle. Neben den Schildern ein erster bau- Schwestern auf. Noch sehr genau kann sie tel Küpper. Die 300 Jahre alte Glocke ging
in der Eifel, startet der Wander- soll „Natur Natur sein lassen“. Auf einer In- licher Hinweis auf den Ort Wollseifen. 1908 die Zeit derVertreibung schildern. Ihre Eltern nach Steckenborn, die Kirchenbänke wur-
weg in Richtung Wollseifen. Die „Wüstung“ fo-Tafel mit der Überschrift „Was ist denn wurde das Kapellchen erbaut, damals gehör- führten in Wollseifen ein Geschäft. Und na- den in Einruhr gebraucht. Gleich neben den
Wollseifen wird heute auch „Das tote Dorf“ hier los?“ wird der Umstand erklärt. Ziel sei te es noch zu einem Privathaus. 2007 wur- türlich war es für ihrenVater extrem schwie- steinernen Zeugnissen der Wüstung Woll-
genannt. 1946, nach dem Zweiten Welt- es, im „Nationalpark Eifel heimische Pflan- de das kleine Gotteshaus von ehemaligen rig, für die große Familie und das Ladenin- seifen stehen die weißen, kubisch geform-
krieg, mussten die Einwohner fliehen. Die zen- und Tierwelt wieder in ihre eigenen, un- Wollseifenern wie Fritz Sistig und von Mit- ventar eine neue Bleibe zu finden. Heute ten Truppenübungsplatzhäuser der Belgier.
britischen Streitkräfte räumten den Ort, der gelenkten Kreisläufe zurückzuführen“. gliedern des Traditions- und Fördervereins noch ist sie entsetzt, denkt sie an die Zeit Auch hier informieren Tafeln.
1950 dem belgischen Militär übergeben wur- Wollseifen wie Alois Esch wieder aufgebaut. zurück, als sie elf Jahre alt war: „Wir wur-
de. Gemeinsam mit der ehemaligen NS-Or- Bis zum Jahr 2034 sollen mindestens 75 Noch einige Hundert Meter weiter macht den nicht evakuiert, wir wurden vertrieben. Verlängerung möglich
densburg Vogelsang und einem rund 40 Prozent der Nationalpark-Fläche als Pro- der Weg zunächst einen Linksschwenk und Die Vertreibung, der Krieg, diese Dinge dür-
Quadratkilometer großen Gelände nutzten zessschutzzone sich selbst überlassen dann eine Rechtsbiegung. Die alte Schule fen sich niemals wiederholen! Kriege sind so Nach einem kleinen Rundweg durch das tote
die belgischen Truppen bis Ende 2005 die- werden. Die Nationalpark-Verwaltung in- wird sichtbar, ebenso die Kirche St. Rochus. nutzlos, Soldaten nur Kanonenfutter.“ Und Dorf, der auch an einem alten Trafohäuschen
ses Gebiet als Truppenübungsplatz. An Re- formiert: „Auf kleinen Anteilen der Natio- sie erinnert sich noch bildhaft an die Stun- und einer Quelle samt Trog vorbeiführt, die
likten aus dieser Zeit spaziert der Wanderer nalparkfläche, der sogenannten Manage- Eine Zeitzeugin den, bevor die Familie ihr Heim verlassen an den im zwölften Jahrhundert erstmals ur-
nun vorbei. Es geht ein Stück in einem gro- mentzone, werden durch aktive Pflege musste: Ihre Schwester habe sogar noch das kundlich erwähnten Ortsnamen „Wolf-Sie-
ßen Rechtsbogen über die so genannte Drei- artenreiche Kulturbiotope dauerhaft erhal- Beide Gebäude kann man auch von innen ganze Haus geputzt. fen“ erinnert, was so viel wie Wolfs-Tränke
borner Hochfläche, rund 500 Meter hoch ge- ten, dazu zählt die vor Ihnen liegende offene besichtigen. Auf Tafeln erinnern alte Bilder bedeutet, geht es auf gleichem Weg zurück
legen über dem Meeresspiegel. Graslandschaft.“ Zusammenfassend kann und Texte an die Geschichte der Gebäude. Die Kirchengeschichte von Wollseifen nach Walberhof. Wanderer, die gut zu Fuß
man diese Art der Pflege als „so wenig wie Eine, die diesen Weg regelmäßig geht, ist geht auf das Jahr 799 zurück. Der heutige sind, können einen insgesamt rund elf Ki-
Blick vom Hochplateau möglich, so viel wie nötig“ erklären. Man- Christel Küpper. Sie ist eine der letzten Zeit- Bau entstand 1633 bis 1635. Im Jahr 1665 lometer langen Rundweg vonWollseifen aus
che Biotope brauchen eben Pflege, um sich zeuginnen. Christel Küpper, geborene Sis- kam der Kirchturm hinzu, 1843 die Orgel- in Richtung Urfttal weitergehen, der bis Vo-
Der Ort Dreiborn liegt in Sichtweite eben- langfristig selbst entwickeln zu können. Der- tig, wurde vor 83 Jahren in Wollseifen gebo- bühne. Nach 1946 wurde auch die Kirche St. gelsang und von dort aus zurück nach Wal-
so wie die ehemalige NS-OrdensburgVogel- art informiert setzt derWanderer seinenWeg ren. Sie wuchs mit einem Bruder und sieben Rochus zerpflückt. Die Orgel kam nach Rol- berhof führt.
sang, doch das Hochplateau erlaubt bei kla- in Richtung Wollseifen fort. Auf gut halbem lesbroich, berichten Alois Esch und Chris-
rem Wetter eine noch viel umfangreichere Weg passiert man linker Hand eine kleine
Fernsicht. Auf keinen Fall darf der Weg ver-
lassen werden, auch nicht, wenn die Neu-
gierde die Füße eventuell in die ein oder
andere Richtung tragen möchte. Auf der
Bildfläche linker Hand sieht man nach ei-
nigen Hundert Metern gelaufenem Weg ei-
nen großen Trümmerberg. Dabei handelt es
sich um einen gesprengten Bunker. Rechter
Auch die alte Schule in Wollseifen wurde wieder aufgebaut. Sie ist für Besucher geöffnet und er- INFOS In der Kirche St. Rochus wurde Christel Küpper, heute 83 Jahre alt, getauft. Sie erinnert sich
innert an die Geschichte des Ortes, den seine Bewohner nach dem Krieg verlassen mussten. noch heute mit Entsetzen an den Tag, als sie und ihre Familie Wollseifen verlassen mussten.
Sechs Kilometer: Startpunkt ist der
Wanderparkplatz Walberhof. Der Weg
ist eben, Hin- und Rückweg zusammen
sechs Kilometer lang. Diese Strecke ist
auch mit Kinderwagen möglich.
Elf Kilometer: Wer sich für den langen
Rundweg entscheidet, der in Walberhof
beginnt, über Wollseifen bis hinunter ins
Urfttal und zur ehemaligen NS-Ordens-
burg Vogelsang führt, von dort aus zu-
rück nach Walberhof, sollte gut zu Fuß
sein. Für Kinderwagen ist dieser Rund-
weg nicht geeignet.
Von April bis einschließlich Oktober gibt
es zu festen Abfahrtszeiten von Vogel-
sang über Walberhof nach Wollseifen
und zurück den barrierefreien Service ei-
ner Kutsche. Infos dazu und zu Ranger-
führungen gibt es beim Nationalpark Ei-
fel unter 02444/95100 oder im Netz:
www.nationalpark-eifel.de.
INFO
Coimbra Aktion. Die Farbe bestimmt den Gegenwert, den es
Im 16. Jahrhundert floriert die portugiesische Stadt Coimbra. Dort soll dafür gibt. Die Regeln sind nicht kompliziert. Aber die
unser sozialer Aufstieg stattfinden. Dazu müssen wir die Unterstüt- Wechselwirkungen machen die Entscheidungen sehr
zung der wichtigsten Gruppen erlangen: des Rates, der Kirche, der komplex. Das Material unterstützt ausgezeichnet den
Händler und der Gelehrten. Die Honoratioren der Stadt haben ganz un- Spielfluss. „Coimbra“ spielt sich optimal zu viert. Es ist
terschiedliche Forderungen. Der eine benötigt Geld, der andere eine elegant, äußerst spannend und eine abendfüllende
Leibwache. Expeditionen in die Neue Welt sind auszurüsten und Pilger- Herausforderung für erfahrene Spiele-Experten.
reisen zu unterstützen. All diese Aspekte greifen ineinander und be- Berthold Heß
einflussen sich gegenseitig. Nur wer flexibel auf die Anforderungen re-
agiert und bei den Wechselwirkungen den Überblick behält, wird das „Combra“ von V. Gigli und F. Brasini, für zwei bis vier
Spiel gewinnen. Sehr originell ist das Auslösen der Aktionen. 13 Wür- Personen ab 14 Jahren, rund 120+ Minuten, Eggert
fel werden geworfen. Reihum wählt man Würfel aus. Die Augenzahl be- Spiele / Pegasus, 45 Euro
stimmt die Reihenfolge, in der die Spieler agieren und den Preis für eine