Page 22 - Flyer Zeitungsredaktion
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Seite ABCDE · Nummer 63                                                                       FREIZEIT                                                                                       Samstag, 15. März 2014

Ein Rundgang durch Nideggen

Vier Stadttore hatte die Kleinstadt in der Eifel. Heute sind noch zwei davon erhalten. Vom
historischen Zentrum geht es hinauf zur Burg. Cafés und Restaurants laden zur Einkehr ein.

Von Christoph WEndt

Vier Stadttore hatte einst das mit-
            telalterliche Nideggen, zwei aus
            dem 14. Jahrhundert sind heute
            noch erhalten: das Zülpicher
und das Dürener Tor. Beim Zülpicher Tor,
das im 19. Jahrhundert schon recht ver-
fallen war und dann im Zuge einer Res-
taurierung seine heutige Gestalt bekam,
beginnen wir den kurzen Rundgang
durch das kleine historische Zentrum von
Nideggen. Von hier aus führt die wich-
tigste Geschäftsstraße des Städtchens, die
Zülpicher Straße, zum Markt. Man kommt
vorbei an Geschäften mancherlei Art,
aber auch an Cafés, vor denen man bei
schönem Wetter draußen sitzen und den
flanierenden oder geschäftig hin und her
eilenden Passanten zuschauen kann. Ein
wesentlicher Teil der Bausubstanz hier ist
wie in der gesamten Altstadt nach 1945
wieder aufgebaut worden, und zwar gro-
ßenteils aus dem roten Nideggener Bunt-
sandstein. Das gilt auch für das rechter
Hand an der Einmündung der Zülpicher
Straße auf den Markt gelegene Rathaus
aus dem 16. und 18. Jahrhundert mit sei-
nen charakteristischen Arkaden.

 UNSER TIPP

  Freizeitt

n u Sie

   Auf dem Markt geht man geradewegs           Blick aufs Dürener Tor in Nideggen.            auch Gefängnis und enthält noch die            des ehemaligen Palas, des für mittelalter-                                             Fotos: dpa
auf das historische Marktkreuz aus dem         gel verwaltet, auf den der Name des Tores      kleine, erste Burgkapelle. Heute befindet      liche Verhältnisse fürstlichen Wohnkom-
15. Jahrhundert zu. Nach rechts fällt die      zurückgeht. Hinter dem Nytstor sind wir        sich ein Burgenmuseum in diesem gewal-         plexes. Erhalten geblieben ist die einst        getragen werden konnten. Gut erhalten
Graf-Gerhard-Straße zum Dürener Tor ab.        innerhalb des eigentlichen Burgrings und       tigen Turm, in dem viel Interessantes über     mächtige Fensterwand über dem steil             ist der heute natürlich aus Sicherheits-
Als „Durene porzen“ wurde es 1330 erst-        haben zur Linken die alte Burg- und heu-       das Leben in einer mittelalterlichen Burg      zum Rurtal hin abfallenden Felsen. Die          gründen abgedeckte Burgbrunnen, der
mals erwähnt. Im 16. Jahrhundert ent-          tige Pfarrkirche. Dann baut sich vor uns       zu sehen und im Rahmen von Vorträgen,          gotischen Fenster gewähren immer noch           100 Meter tief war. Dieser Brunnen wurde
stand als Anbau der Zwinger. Nach einer        der mächtige Jenseitsturm auf, der sechs-      Workshops und Veranstaltungen zu erle-         einen großartigen Blick über das Rurtal         im Sommer 2011 Anlass, die bis dahin im
Wachtordnung von 1595 wurden die Ni-           geschossige Wohnturm der alten Burg. In        ben ist. Im einstigen Burggelände vor dem      und weit ins Land. Dieser Palas war so          Burghof durchgeführten Festspiele an ei-
deggener Tore von einem Rottmeister und        ihm haben nicht nur die Burgleute, die         Bergfried dehnt sich die imposante Ruine       groß, dass hier sogar Ritterturniere aus-       nen anderen Ort zu verlegen. Angeblich
acht bis zehn Nideggener Bürgern be-           Grafen und ihre Familie gewohnt, er war                                                                                                       behinderte der Brunnen die freie Sicht auf
wacht. Seit 1621 nutzte man das Dürener                                                                                                                                                      die Bühne. Außerdem kam es zu Schwie-
Tor als Gefängnis.                             Und oben ist die Burg.                                                                                                                        rigkeiten mit dem Betreiber des Gastono-
                                                                                                                                                                                             miebetriebs im Burghof.
Ausstellungen
                                                                                                                                                                                             die Kemenate
   Ebenso wie das Zülpicher Tor kam es
auch beim Dürener Tor Ende des 18. Jahr-                                                                                                                                                        In den Mauerresten sind noch die Aus-
hunderts zu einer umfassenden Renovie-                                                                                                                                                       höhlungen und Tragesteine zu erkennen,
rung. Heute finden in dem alten Stadttor                                                                                                                                                     die als Lager für die Balken gedient haben,
halbjährlich wechselnde Kunstausstel-                                                                                                                                                        auf denen die Obergeschosse ruhten. Im
lungen statt. Die Graf-Gerhard-Straße,                                                                                                                                                       Norden stößt man auf einen entzücken-
durch die wir zum Markt wieder hinauf-                                                                                                                                                       den Erker, in dem noch die Reste eines
steigen, erinnert an jenen Jülicher Grafen                                                                                                                                                   alten Kamins zu sehen sind. Hier war
Gerhard, der Weihnachten 1313 Nideg-                                                                                                                                                         wohl die Kemenate, das Gemach der Her-
gen das Stadtrecht verliehen hat.                                                                                                                                                            zogin. Von hier aus kann man über eine
                                                                                                                                                                                             Treppe emporsteigen und einen umfas-
   Der Marktplatz um Marktkreuz und                                                                                                                                                          senden Blick über die Reste jener Burg be-
Marktbrunnen wird von zahlreichen al-                                                                                                                                                        kommen, die einmal zu den größten des
ten – oder wieder aufgebauten – Gebäu-                                                                                                                                                       Reiches gehört hat. Die Nordseite des ehe-
den, teils in rotem Buntsandstein errich-                                                                                                                                                    maligen Palas wird heute von einem Ende
tet, teils auch in Fachwerk, umgeben.                                                                                                                                                        des 19. Jahrhunderts neu errichteten Ge-
Vielleicht nehmen wir, wenn das Wetter                                                                                                                                                       bäude beherrscht, in dem sich ein Restau-
danach ist, an einem der Tische eines                                                                                                                                                        rant befindet.
Cafés am Markt Platz und stärken uns ein
wenig, denn anschließend heißt es stei-                                                                                                                                                         Übrigens: Von Mai bis September kann
gen. Wir folgen vom Markt aus dem Weg-                                                                                                                                                       man in der romanischen Kapelle des Berg-
weiser, der uns durch die Kirchgasse hin-                                                                                                                                                    frieds standesamtlich heiraten. Weitere
auf zur Burg leitet.                                                                                                                                                                         Infos dazu gibt es beim: Standesamt Ni-
                                                                                                                                                                                             deggen, 02427/809-11, -12, -25. Das Mu-
   Der Weg führt uns hinauf zum Nytstor,                                                                                                                                                     seum ist dienstags bis sonntags von 10-
auch Nixtor oder Nisstor genannt, einem                                                                                                                                                      16.30 Uhr geöffnet. Infos: 02427 / 6340;
Durchlass von der Stadt her durch die alte                                                                                                                                                   Fax 90 28 85; E-Mail: burgenmuseum@
Befestigung um die Burg. Dieses Tor ist                                                                                                                                                      kreis-dueren.de; Internet: burgenmuse-
das älteste, heute noch bestehende Nideg-                                                                                                                                                    um-nideggen.de
gener Stadttor, es ist noch ein rein roma-
nischer Bau. Den Namen Nytstor soll es
erst später bekommen haben, nachdem
die Nideggener Linie des Jülicher Herzogs-
hauses 1423 ausgestorben war, und die
Nachfolger ihre Residenz nach Kleve und
Düsseldorf verlegten. Damals wurde Ni-
deggen durch den Burgvogt Nyt von Bir-

rundWAndErungEn und Ein FrEiZEitFührEr

nideggener Burgen: dieser Weg (er ist          auch hier die öffentlichen Verkehrsverbin-     schließlich ziemlich steil wieder in die Höhe  Einkehrmöglichkeit bietet. Über die Teufels-                       Christoph Wendt, der Au-
etwa 16 Kilometer lang) verbindet die drei     dungen alles andere als ideal sind, heißt es   zur „Schönen Aussicht“ zurückgeht.             ley kommt man ins Huschelbachtal und an                            tor des Rundgangs durch Ni-
Nideggener Burgen miteinander, die Burg        dann oft genug, am Ende einer Wanderung,                                                      einem Schaumeiler (Schmidt war früher ein                          deggen, den wir hier oben
Nideggen, Beginn und Ende der Weges, mit       mühsam wieder auf die Höhe hinaufzustei-       schmugglerweg: schmidts großartigster          Dorf der Kohlenbrenner) vorbei zurück zur                          mit freundlicher Genehmi-
der Burg Abenden und der Burg Blens. Das       gen.                                           und eindrucksvollster Rundwanderweg ist        Kirche.                                                            gung des Meyer & Meyer-
Höhenprofil dieses Rundwanderweges sieht                                                      auch der längste. Er ist etwa 17 Kilometer                                                                        Verlag abdrucken durften,
aus wie die Fieberkurve eines Schwerkran-      Eifeler steilküste: dieser etwa 13 Kilome-     lang und verdankt seinen Namen der „Frei-      Zu diesen drei Rundwanderwegen der                                 kennt die Eifel wie seine ei-
ken. Es geht mehrfach steil runter und auch    ter lange Rundwanderweg beginnt und en-        zeitbeschäftigung“ der Schmidter als Kaffee-   Rureifel Tourismus unter dem Motto „Wan-                           gene Westentasche. In dem
wieder aufwärts. Der Weg ist der von der       det beim Parkplatz nahe dem Eifelblick         schmuggler zwischen Kriegsende und der         derland Rureifel – Kultur und Wasser“ gibt      Buch „Heimbach und die Rureifel. Streifzüge
Rureifel Tourismus kreierte Rundwanderweg      „Schöne Aussicht“ auf der Hubertushöhe. Es     Währungsrefom im Juni 1948. Der Weg be-        es Flyer mit einer recht guten Streckenskizze,  & Entdeckungen“ (14,95 Euro) erzählt er un-
Nr. 11.                                        geht zunächst ins Dorf hinein zur Kirche und   ginnt und endet an der Kirche „St. Mokka“.     die allerdings keine Wanderkarte ersetzen       terhaltsam mehr über seine Heimat. Der
                                               dann in etwa parallel, aber doch in gehöriger  Es geht durch den Ortsteil Froitscheidt hinab  kann.                                           Freizeitführer ist im Buchhandel erh ältlich.
schmidt gilt als das(!) Wanderdorf der Rur-    Entfernung zur L 218, die nach Heimbach        ins Kalltal zunächst nach Zweifallshammer.
eifel. Das Dorf ist Ausgangspunkt zahlreicher  führt, hinab nach Hasenfeld und zum Stau-      Die Namensendung „-hammer“ weist auf           Weitere infos gibt es bei Rureifel Tourismus    haben sie Fragen zu unserer Freizeitserie?
lohnender Wanderwege, die jedoch fast alle     damm Schwammenauel. Von hier aus folgt         ein früheres Bergbauunternehmen und Erz-       e.V.. An der Laag 4, 52396 Heimbach;            Dann melden Sie sich bitte: 0241-5101-328
hinab in die Tiefe führen, sei es zum Rursee,  der Weg unmittelbar dem Ufer des großen        verarbeitung hin. Der Weg führt an der Kall    02446/8057914, Heimbach@rureifel-touris-        oder per an Mail: m.enders@zeitungsver-
sei es in die Täler von Rur und Kall. Und da   Rurstausees Schwammenauel, bis es              entlang zur Mestrenger Mühle, wo sich eine     mus.de; www.rureifel-tourismus.de               lag-aachen.de
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