Page 10 - Flyer Zeitungsredaktion
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Die Hecken von Höfen

                                                                                                                                                                                                Pflege muss sein: Gut 300 Jahre ist diese
                                                                                                                                                                                                Buchenhecke alt, die in der Höfener Her-

                                                                                                                                                                                                  messtraße steht und von Albert Jakobs
                                                                                                                                                                                               geschnitten wird. Fotos: Gudrun KlinKhammer

Ein Rundweg bringt Wanderern diese Eifel-Sehenswürdigkeit und ihre Hintergründe näher

Von Gudrun KlinKhammer                             FREIZEIT                                       aus“, weiß Christoph Dosquet zu erzählen.      unteren Bereich, während der obere Bereich    Abständen wurde Buchentrieben gestattet,
                                                                                                    Im 17. und 18. Jahrhundert gingen die Be-    zu einer Allee heranwächst. Von der Pfer-     aus den Hecken herauszuschießen und als
D er Kopf muss stellenweise schon                  UNSER TIPP                                                                                    debahn geht es rechts ab (Schildern folgen)   Baum weiter zu wachsen, um später als
               weit in den Nacken gelegt wer-                                                     wohner von Höfen her und pflanzten vor         über einen unbefestigten Wirtschaftsweg,      Brennholzlieferant zu dienen.
               den, möchte der Wanderer die        Nordeifel über den „Heckenweg“. Zur Ge-        ihre Häuser Buchenhecken. Nachdem die          dann über die Straße Wiesengrund hinweg
               obere Kante der einen oder an-      schichte berichtet er: „Wir müssen uns ein     jungen Pflanzen sechs Jahre gewachsen          auf einen Feldweg. Der wird in einem großen     Immer geradeaus geht es auf der Straße
deren Buchenhecke in Höfen sehen. Ein-             paar hundert Jahre zurückversetzen. Höfen      waren, wurden ihre Äste miteinander ver-       Rechtsbogen um Höfen herum benutzt, es        Langenfeld, die in die Hermesstraße mün-
zigartig ist das Dorf Höfen aufgrund seiner        ist damals völlig unspektakulär entstanden.“   flochten. Später wurden dann noch Stöcke       geht talabwärts und dann wieder den Berg      det. An der Stelle, an der die Hermesstraße
manchmal bis zu zehn Meter hohen und 30            Keine Römerstraße, keine Keltensiedlung.       in die Hecken eingearbeitet, so dass die grü-  hinauf in gemäßigtem Gefälle.                 einen Linksknick macht, steht rechts etwas
Meter langen Haus- und Flurhecken. Schon           Stattdessen gab es irgendwann drei Höfe,       nen Konstrukte von unglaublicher Festigkeit                                                  zurück eine mehr als 300 Jahre alte Buchen-
mehrfach wurde der Ort für seine Schönheit         nach denen das Dorf benannt wurde.             sind. Dosquet: „Ebenfalls auffallend: Wäh-     Die „Durchschießer“                           hecke. Albert Jakobs aus Höfen schneidet
und seine Lebendigkeit prämiert.                                                                  rend Buchenbäume im Winter ihre Blätter                                                      und pflegt dieses blühende Relikt aus alter
                                                     Dosquet:„Inzwischen ist Höfen aufgrund       verlieren, halten die Buchenhecken ihre          Nächste Station ist ein „Eifel-Blick“, ein  Zeit, er wohnt auch in unmittelbarer Nähe.
   Um dem Wanderer die schönsten Ecken             seiner Kulturlandschaft einmalig.“ Als Hö-     Blätter bis weit in den Winter hinein.“        besonderer Aussichtspunkt also. Das Ge-       Von der Hermesstraße geht es wieder auf
auf einem Trip zu zeigen, wurde im Jahr 2008       hendorf wurde es besiedelt, doch gab es zur                                                   wicht liegt hier auf den zahlreichen Flurhe-  die Hauptstraße und rechts herum zurück
der Heckenweg angelegt und eingeweiht.             damaligen Zeit noch kein Wind und Wetter.        Auf der Straße Pferdebahn auf der wir ge-    cken mit ihren sogenannten „Durchschie-       zum Nationalparktor. Die Hauptstraße wird
Auf knapp sechs Kilometern – es gibt auch          „Im 13. Jahrhundert bestimmte mediter-         rade angekommen sind, ist erkennbar, was       ßern“, wie Dosquet erklärt. In regelmäßigen   ebenfalls von wunderschönen alten Häu-
eine verkürzte Runde barrierefrei von drei         ranes Klima die Eifel“, führt Dosquet aus,     passiert, wenn Buchenhecken nicht gepflegt                                                   sern samt ihren Haushecken gesäumt.
Kilometern – führt der Weg vorbei an wun-          „dazu gab es dichten Laubwald. Um 1580         werden: Sie verkrauten und verwildern im
derschön gepflegten Häusern aus alter und          änderte sich dasWetter.“ Die Eifel wurde rau,
neuer Zeit samt ihrer schützenden Buchen-          schneereiche Winter forderten die Einwoh-                                                                     Gegenüber vom National-
hecken. Die lange Variante des Weges führt         ner ebenso heraus wie Sturm und Regen.                                                                        parktor in Höfen: Hier be-
auch durch Feld und Flur, um die Hecken in                                                                                                                       ginnt der „Heckenweg“.
diesen Naturbereichen ebenso greifbar wer-           Fortan wurden die Häuser dreiteilig ge-
den zu lassen.                                     baut: Gegen Westen, also gegen die Wetter-                                                                       Ein beliebtes Foto-
                                                   seite, wurde die Scheune errichtet, dort wur-                                                                 motiv ist diese Hecke
Los geht es am Nationalparktor                     de das Heu gelagert. Das Heu wirkte wie eine
                                                   Dämmschicht. In der Mitte des Hauses war                                                                         samt Haus, das an
Start der großen Runde ist das National-           der Stall, damit das Vieh im Winter warm                                                                        der Hauptstraße in
parktor in Monschau-Höfen, Hauptstraße             stand.Vorne, nach Osten hin, war derWohn-                                                                      Höfen zu finden ist.
72. Hierbei handelt es sich um eine ehemali-       raum, der zwei- oder dreiteilig sein konnte.
ge Molkerei, die umgebaut wurde und heute          „Die Strohdächer wurden bald bis auf den       INfoS
viel Wissenswertes zum Nationalpark Eifel          Boden gezogen, um gegen dasWetter anzu-
und zum Naturpark Eifel mit den verschie-          kämpfen. Doch all das reichte nicht            Der „Heckenweg“ in monschau-höfen ist sowohl
denen Angeboten sowie eine Gastronomie                                                            in der langvariante von knapp sechs Kilometern als
birgt. Über die Hauptstraße hinweg, gegen-                                                        auch in der barrierefreien Variante von circa drei Kilo-                                     © naturpark nordeifel
über vom Nationalparktor leicht links, geht                                                       metern rund um das Jahr eine wunderschöne rund-
die Weiherstraße ab, der es zu folgen                                                             tour. Während die langvariante auf einem Weg weit
gilt. Ein Holzschild mit dem Schriftzug                                                           um das dorf herumführt, geht die Kurzvariante von
„Heckenweg“ weist denWeg ebenso wie                                                               der Pferdebahn über den Wiesengrund bis zur her-
dieWanderwegnummer 31. DerWeg ist                                                                 messtraße.
durchweg mit diesen beiden Hinweisen
derart gut ausgeschildert, dass es kaum                                                           Sämtliche Infos gibt es am start- und Zielpunkt, dem
möglich ist, sich zu verlaufen.                                                                   nationalparktor in höfen, hauptstraße 72, telefon

   Auf derWeiherstraße stehen die ersten                                                                             02472/8025079. Wer mag, kann den
historischen Häuser samt ihrer baum-                                                                                   Weg auf eigene Faust gehen, die Be-
hohen Buchenhecken, das Haus Ibba                                                                                       schilderung „heckenweg“ und Wan-
ist sogar mit Reet gedeckt. Am Ende der                                                                                 derweg 31 ist hervorragend. Wer,
Weiherstraße geht es nach links in die                                                                                  vor allem als Gruppe, eine geführte
Triftstraße. Anschaulich auch hier die                                                                                 Wanderung wünscht, kann sich auch
Kultur der Höfener Hecken, aus denen                                                                                   an Christoph dosquet wenden, der
mitunter Türen und Fenster geschnitten                                                                                      Führungen für den naturpark
werden.Wie Mauern schützen die Hecken                                                                                           nordeifel durchführt. Chris-
die Häuser.                                                                                                                       toph dosquet hat die tele-
                                                                                                                                    fonnummer 02472/2723
   Ein Kenner der Gegend ist Wanderfüh-                                                                                               oder 0176/56050084,
rer Christoph Dosquet. Er stammt aus Hö-                                                                                                  er ist auch im inter-
fen und führt Gruppen für den Naturpark                                                                                                      net vertreten:
                                                                                                                                              www.narzissen-
          Infos: Tafeln am „Heckenweg“ geben                                                                                                  und-hecken.de
         Auskunft. Hier sind auch „Durchschie-

              ßer“ zu sehen. Viel zu erzählen hat
              Wanderführer Christoph Dosquet.
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