Page 15 - Eifel Pur März 2020
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Heute lachen die Menschen darüber. Es fällt ihnen immer schwerer, sich mit den                                     GETRÄNKE- &
Veränderungen in einer digitalen Welt abzufinden“, so Simons. Dazu gehören auch                                   FRISCHEMARKT
Veränderungen im kirchlichen Bereich. Die Kirche habe den Menschen Jahrhunderte
als Halt und Orientierungspunkt geholfen. Hatte nach dem Krieg jeder Ort oder                                                         Öffnungszeiten:
Gemeinde eine Pfarre mit einem Priester, habe dieser heute sechs und mehr Pfarren                                                     Mo. – Fr. 8.00 – 19.00 Uhr
zu betreuen. „Bindungen verflachen immer mehr“, weiß Herbert Simons. Aber auch                                                        Sa. 8.00 – 13.00 So. 10.00 – 12.00
Vereine hätten Mitgliedersorgen oder würden aufgeben. Gaststätten, seit Jahrhunderten
Kommunikationszentralen, verschwinden fast täglich. Verschwindet also auch Heimat in                              Monschauer Str. 18  Tel. 02474 / 99 86 286
die Anonymität? Wie können wir dagegen ankämpfen, ohne die notwendige Entwicklung                                 52385 Nideggen - Schmidt Mobil 0171 / 732 55 95
einer Gemeinde oder Stadt zu verhindern? Simons: „Die Heimat- und Geschichtsvereine
haben nicht nur die Aufgabe alte Schriften zu bewahren, sondern sie sollten den
kommunalen Entscheidungsträgern helfen, auf Missstände, die dem Erhalt unseres Erbes
entgegen stehen, hinzuweisen.“ Klare Worte. Aber: „Nicht nur die Politik, sondern auch
die Gesellschaft ist hier gefordert.“ Nicht jedes Landschaftsschutzgebiet muss in ein neues
Wohngebiet umgewandelt werden, nicht jedes alte Haus muss abgerissen und jeder
Baum gefällt werden. Jede Kommune muss sich weiterentwickeln, aber rechtfertigt dies zu
massiven Eingriffen in unser kulturelles Erbe? Diese Frage muss schon noch erlaubt sein.“

Bleibe also noch die Frage: Was ist Heimat? Ist Heimat das Umfeld, der Ort, mit dem
wir uns identifizieren, wo wir sozialisiert aufgewachsen sind oder heute leben, uns in
der Gesellschaft wohlfühlen, im Gemeinwesen integriert sind? Heimat sei immer mit
„Gefühlen“ verbunden!

Für den Kölner sei Köln und nicht Düsseldorf die Heimat. Heimat- und Geschichtsvereine
ebenso wie Sportvereine, alle gesellschaftlichen Gruppierungen, Vereinigungen, sollen und
müssen Hilfestellung leisten, die Heimat zu erhalten. Keine einfache Aufgabe, weiß Simons,
denn fast jeder Bürger, oder Politiker, Vereinsmensch oder auch der Nachbar, alle hätten
in der heutigen Gesellschaft ihre persönliche Definition zur Heimat. „Diese können auch
sehr kontrovers sein, unter Umständen bewusst populistisch und negativ manipuliert“, sagt
Herbert Simons. Johann Gottfried von Herder habe „Heimat“ so formuliert: „Heimat ist da,
wo man sich nicht erklären muss!“

Simons, ein gebürtiger Übach-Palenberger, wurde 1959 erstmals mit der Geschichte richtig
konfrontiert, auf Schloss Zweibrüggen in Übach-Palenberg. Dort findet am 24. August
(wurde wegen Corona zweimal verschoben), 17 Uhr, die Verleihung des Rheinlandtalers
statt. „Es soll nicht nach Bevormundung klingen. Aber ich wünsche mir mehr Gelassenheit,
Toleranz und die Erkenntnis jedes Einzelnen: Die Gesellschaft bin ich, dafür kann ich etwas
tun.“ Abgewandelt wie es J. F Kennedy einst formuliert habe: Frage nicht was kann der Staat
für mich tun, sondern was kann ich für die Gesellschaft tun.

                                                                                             Text & Fotos: (der)

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